Norwegen
Was soll man zum Reiseziel Norwegen sagen? Slartibartfaß (Per Anhalter durch die Galaxis) hat seinen ersten Preis für die Fjordlandschaften zurecht bekommen. Für alle nördlich der Alpen, muss man sagen, fahrt hin, sieht toll aus. Für alle südlich davon, fahrt hin, in der Form habt ihr es nicht.
Norwegens Landschaft basiert auf einem felsigen Untergrund. Anders ausgedrückt, Norwegen ist ein einziger Berg mit mehr oder weniger hohen Spitzen, die überall zum Vorschein kommen. Durch die kühleren Temperaturen ist die Vegetation ab 900m niedrig und durch die viele Feuchtigkeit sumpfartig. Im unteren Bereich finden sich die üblichen Nadelwälder, aber auch gemischt. Großartige Rodungen, wie in Schweden, konnte ich nicht feststellen. Der interessanteste Teil Norwegens ist der Süden oder Südwesten. Damit alles unterhalb von Bergen. Dort findet man sowohl Hochebenen, als auch besondere Berge, wie zum Beispiel den Preikestolen und herrliche Küstenstraßen mit Serpentinen noch und noch. In diesem Bereich finden sich auch eher die Trolle, die aber meistens freundlich sind, nicht wie beim Herrn der Ringe. Hält man sich in diesem Bereich 3 Wochen auf, hat man landschaftlich eigentlich schon alles gesehen. Weiter nördlich werden die Entfernungen anstrengend, aber wer eine Walsafari machen möchte sollte auf die Lofoten fahren. Ob man von dort noch die zwei Tage Nordkap investieren möchte, muss jeder selber entscheiden. Nordlichter kann man auf den Lofoten zumindest auch sehen und landschaftlich ist weiter nördlich nichts Neues mehr zu entdecken.
Aus meiner Erfahrung heraus, ist Anfang September die beste Reisezeit. Die Skandinavischen Ferien sind vorbei und auch sonst sind kaum noch ausländische Touristen unterwegs. Die etwas älteren Norweger sind aber vermutlich immer mit ihren Campern unterwegs. Ich glaube spätestens mit 60 Jahren muss ein Norweger einen Camper besitzen. Ab Mitte September sollte man auf jeden Fall mit Schnee rechnen. Winterräder sind anzuraten oder man wartet, bis der Schnee wieder weg ist. Ab Oktober kann man da aber wohl lange warten und dann besonders gut Nordlichter beobachten. Insgesamt kann man für Norwegen gute 5 Wochen einplanen. Dann kann man das Land gesehen haben.
Mit dem E-Mobil unterwegs
Wie auch schon andere bewiesen haben, kann man mit dem E-Mobil locker bis ans Nordkap kommen. Das muss auch kein Tesla sein, aber man sollte sich vorher informieren, was es für Tarifmöglichkeiten gibt. In Dänemark gibt es zum Beispiel eine 50€/Monat Flatrate, mit der man in ganz Skandinavien dann kostenlos laden kann. Fast an jeder Tankstelle gibt es auch eine Ladesäule mit CHAdeMO, Typ 2 und CCS. Damit kann man sich auch mal abseits der Hauptstrassen bewegen. Aber Achtung, prüft das vorher für die Route, denn es gibt auch Strassen bei denen es 300km lang keine Tankstelle gibt. Das ist dann auch für die Verbrenner wichtig, wobei ich mich erinnere, dass es entsprechende Hinweisschilder gibt.
Wenn Ihr mit einem Tesla unterwegs seid, ist es natürlich relativ einfach auf den Hauptrouten, aber auch ich musste auf den Lofoten schauen, wie es funktioniert. Mit dem Model S gibt es eher dann Probleme, wenn es, wie meines, keine Luftfederung hat, denn dann sind manche Kanten auf Parkplätze nicht zu schaffen. Mit einem X, wie es wohl viele Norweger fahren, ist das kein Problem.
Apropos Tesla in Norwegen. Man hat das Gefühl, dass in den Städten jedes 4te Auto ein Tesla ist, vor allem natürlich in und um Oslo. Insgesamt ist die E-Fahrzeugdichte sehr hoch. Beliebte Modelle, der BWM i3 und der Nissan Leaf.
Übernachten
Ich habe, bis auf zwei Nächte, im Auto geschlafen. Bei umgeklappten Rücksitzen, hat man auch als 184cm Mensch, ausreichend Platz im Model S. Auch zu Zweit sollte es gehen. Dann sollte man aber die Vorratsaufbewahrung anders gestalten. Ich hatte dazu eine große Klappbox. Ab 190cm dürfte es ggf. etwas unbequemer sein. Mir fehlte ein Ausgleich der abfallenden Nackenstützen der Rücksitze. Außerdem hatte ich ein gutes Kopfkissen vergessen, bzw. ich dachte es würde auch so gehen. Für das nächste Mal weiß ich das. Meine Idee mit dem Schaumstoff im Kofferraum hat super funktioniert. Allerdings habe ich meine ThermARestmatte von Annodazumal verflucht, weil die so rutschig ist. Stellt man das Auto dann eben ab, rutscht man dauernd nach hinten. Also besser die Hinterräder etwas höher abstellen. Ansonsten habe ich relativ gut geschlafen, wenn auch immer recht kurz, denn morgens um 4:30 ging die Sonne auf. Zum Schluss fehlte mir etwas die Unterlage bei den Kopfstützen, die ich vorher durch meine Wasservorräte gebaut hatte. Deshalb waren die letzten Nächte nicht mehr ganz so gut. In Skandinavien findet man immer einen schönen Ruheplatz. In Deutschland auch, hier bewegt man sich aber am Rande der Legalität.
Übernachten im Hotel ist generell sehr teuer und vom gewohnten Standard weit entfernt, zumindest im Norden.
Gesundheit oder alleine unterwegs
Wenn man, so wie ich, alleine unterwegs ist und im Auto schläft oder zeltet, sollte man einen guten und gesunden Schlaf besitzen. Wenn dem nicht so ist, wie bei mir, sollte man sich Zeit lassen und kurze Etappen fahren. Wenn man dafür keine Zeit hat, so wie ich, sollte man einen Autopiloten haben. Ansonsten kann es leicht zur Einbahnstrasse werden. Ich liste hier lieber nicht auf, wie oft ich im Sekundenschlaf war. Dafür habe ich aber eine weitere Erkenntnis gewonnen. Wenn man, wie ich, Bluthochdruck hat (man leidet nicht darunter) und keine Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Streß, etc. hat, muss man sich nach anderen Faktoren umschauen. Ich bin mir für mein Problem inzwischen sicher, dass es etwas mit Schlafmangel zu tun hat, denn die Medikamente haben überhaupt nichts verbessert. Der Druck ist von Tag zu Tag schlechter geworden und die Dosis alle paar Tage höher. Irgendwann habe ich es dann mit dem Medikament sein lassen und es hat sich nicht weiter verschlechtert. Jetzt nach einer 7 Stunden Nacht im eigenen Bett, hat sich der Blutdruck wieder einigermaßen verbessert. Also werde ich daran arbeiten und wenn dann der Blutdruck noch immer zu hoch ist, nach einem geeigneten Medikament Ausschau halten.
Alleine unterwegs zu sein hat noch einen weiteren Nachteil. Wanderungen im September sind mit einem Risiko behaftet. Ich rede jetzt gar nicht davon, dass einen der Bär frisst, sondern einfach von einem umgeknickten Fuß. Wenn man dann nicht weiter kommt, findet einen Niemand, denn das Land ist so weitläufig und viele Menschen sind dann nicht mehr unterwegs. Zudem würde ich nicht garantieren, dass der Handyempfang wirklich in allen Gegenden so gut ist, wie ich ihn erlebt habe. Mit Spotify ans Ende der Welt; geil.
Fazit
Auch wenn die Reise eigentlich nicht geplant war, bin ich doch glücklich sie unternommen zu haben. Ich habe das Abenteuer e-Mobilität sehr gut überstanden, bin bis zum Nordkap und auf die Lofoten gekommen, habe jede Menge Elche gesehen, sogar in Schweden noch zum Schluss und Wale. Dazu viele andere Tiere, die es hier nicht gibt, aber auch welche, die es hier gibt. Ich habe tolles Wetter gehabt und bin durch wunderschöne Landschaften gefahren.
Außerdem habe ich tolle Leute kennengelernt, wie bei Uniti oder zum Schluss auf dem e-Day. Dazu habe ich auch noch weitere Informationen zur e-Mobilität in anderen Ländern gewonnen. Ich glaube wir sind auf einem richtigen Weg, auch wenn es für mich frustrierend ist, dass das Thema Umwelt nur bei wenigen Menschen eine Rolle spielt und wenn auch nur ein aber kommt, warum es gerade in ihrer persönliche Situation nicht funktioniert. Aber immerhin gibt es Regierungen, die eine Verantwortung sehen und das Thema dann über den Preis regeln. Vor allem wenn ich dann höre, dass es Flatrates (und die gibt es in Deutschland in Ansätzen wohl auch schon) für 50€ im Monat gibt. Dann wird das e-Auto zum Schnäppchen.
Allerdings habe ich die Messlatte für die weiteste Anreise zum e-Day sehr hoch gelegt und ich befürchte, ich kann es nächstes Mal nicht toppen.