Kohleausstieg

Eigentlich wollte ich zu dem Thema nichts mehr schreiben, weil es ohnehin niemanden interessiert, aber es regt mich so auf, dass ich mich dazu auslassen muss.

Heute wird in der Presse der Ausstieg aus der Kohleverstromung gefeiert. Mit 40Mrd Euro soll die Kohleindustrie bis 2038 erhalten bleiben. Das ist so, als wenn die Finnen vor 10 Jahren gesagten hätten, wir müssen das Mobiltelefon gegen das Smartphone erhalten. Was sind die Folgen aus diesem Beschluss?

  1. Bzgl. der überflüssigen Kohleverstromung ändert sich erst einmal nichts.
  2. Umweltfreundlichere Energieerzeugung aus Solarzellen oder Windrädern wird behindert, denn durch die Kohlesubventionierung rechnen sich diese Technologien nicht so gut. Wobei ja der Kohlestrom jetzt auch schon teurer ist.
  3. Es wird eine Industrie subventioniert die immer schon nur durch staatliche Unterstützung leben konnte, denn es wäre sicherlich nicht möglich gewesen Braunkohle zu verstromen, wenn es keine Enteignungen gegeben hätte.
  4. Es werden Unternehmen subventioniert, die ohnehin in den letzten Jahrzehnten Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit gemacht haben, denn die Folgen der Stromerzeugung sind bislang immer Allgemeinkosten. Ich habe beispielsweise von RWE noch nicht gehört, dass sie sich um die Endlagerung des Atommülls kümmern.
  5. Die Umwelt in den Regionen wird weiterhin nachhaltig zerstört, denn es sind und werden große Löcher in den Boden gebaggert, mit denen man eigentlich nichts anderes mehr machen kann, als zu fluten. Das will man auch nicht, aber auffüllen geht nicht. Wo soll die ganze Erde herkommen?

Warum brauchen wir den Kohlestrom (angeblich)?

Wir benötigen den Kohlestrom angeblich, um unsere Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Woran liegt das? Das liegt daran, dass unsere Energieversorger und Netzbetreiber in den letzten Jahrzehnten immer nur Geld verdient haben und an ihre Aktionäre ausgegeben haben, ohne zu investieren. Die Folge ist, dass unsere Stromnetze nicht auf die modernen Anforderungen ausgelegt sind und nun schon wieder mit Steuergeldern aus- und umgebaut werden. Außerdem ist es günstiger für die Betreiber ein dreckiges Kohlekraftwerk laufen zu lassen, als ein etwas teureres Gaskraftwerk. Da die Kohlekraftwerke extrem träge sind, hat das zur Folge, dass schwachsinnige Aktionen stattfinden. Zum Beispiel werden im Sommer die Weichen der Bahn beheizt, weil man nicht weiß wohin mit dem Strom. Schuld daran sind aber nicht die Solardächer, die den Mittagspeak erzeugen, sondern die inflexiblen Kohlekraftwerke, die man nicht herunterregeln kann und es fehlt an Speichern.

Folgen des Beschlusses der Kohlekommission

Einen Teil der Folgen habe ich bereits beschrieben, aber das wichtigste Problem ist, dass Deutschland den CO2 Ausstoß nicht reduziert, sogar die Reduzierung durch Alternativen verhindert und bei solchen Maßnahmen frage ich mich auch, warum ich Elektroauto fahre? Das bisschen was ich da einspare macht den Kohl auch nicht fett. Aber trotz dieses negativen Ergebnisses stehe ich immer noch zu meinen Maßnahmen, denn ich habe meinem Kind gegenüber ein gutes Gewissen.

Was wären die Alternativen?

Was könnte man mit 40Mrd Euro / 20 Jahre Anderes erreichen? Beispiel aus meiner eigenen Praxiserfahrung. Eines meiner Solarpanel erzeugt im Jahr 240kWh Strom bei einer Nennleistung von 250W Peak. Heutige Solarzellen erreichen 340W. Das wären also ca. 320kWh Strom pro Jahr. Ein Panel kostet aktuell ca. 160€. Man könnte also für 2Mrd Euro pro Jahr 12,5Mio Solarpanel installieren und wenn man diese im eigenen Land produzieren würde, auch jede Menge Arbeitsplätze schaffen. Das wären im Jahr 4000000000kWh Strom oder umgerechnet 4TWh (Tera) Strom. In den 20 Jahren wären das 80TWh Strom pro Jahr, was einem 6tel der Jahresproduktion entspricht, bzw. 2/3 der Braunkohleverstromung. Diese 80TWh Strom dürften uns nichts mehr kosten, denn die Solarzellen sind ja schon bezahlt. Wenn man sagt, dass man dadurch 5Cent pro kWh mehr einnimmt, weil ja die kWh nichts mehr kostet, würde das 4Mrd Euro pro Jahr am Ende mehr bringen. Das heißt, in diesen 20 Jahren hätte der Staat seine 40Mrd Euro locker wieder drin, wenn er sie selber ausgeben würde. Andernfalls würde derjenige, der die Subvention in Anspruch nimmt, dieses Geld verdienen.

Noch besser wäre die Rechnung, wenn der Staat nicht die Solarzellen kaufen würde, sondern, anstatt den großen Stromerzeugern die Subventionen zu geben, diese denen zu geben, die Solarzellen installieren wollen. Dann hätten wir Anreiz noch viel mehr Solarzellen installieren zu lassen, wobei sich das auch heute schon rechnen würde, selbst wenn man die Ökostromförderung komplett einstellen würde. Beispiel: Für eine kWh bekomme ich 5 Cent. Bei meiner Anlagengröße und aktueller Solarzellentechnologie wären das 800€ pro Jahr. Die Solarzellen kosten 8000€ plus Aufbau, Wechselrichter, … Da sind die Kosten trotzdem nach 15 Jahren schon wieder drin. Bei entsprechender Subventionierung eben früher.

Fazit: Man müsste nur wieder Hürden nehmen und Anreize schaffen, um Solarzellen zu fördern. Das kostet kaum Geld. Stattdessen könnte man durch Vorschriften dafür sorgen, dass die Solaranlagen Puffer bekommen, so dass die Kurzzeitpeaks reduziert werden. Mit dem eingesparten Geld könnte man große Langzeitpuffer bauen, entweder auf Akkubasis oder eventuell auf Power2Gas Basis. Man könnte Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Technologien schaffen / erhalten. Nicht nur die CO2 Emissionen würden drastisch zurückgehen, sondern auch die der vielen Begleitstoffe, wie Schwermetalle, CO, NOx, …. Und die Landverschandelung durch das Ausbaggern würde wegfallen.

Im Sinne unserer Kinder und Kindeskinder ist der Beschluss der Kohlekommission eine Katastrophe. Die müssen jetzt schon mit den Folgen des Steinkohlebergbaus und des Klimawandels zurechtkommen. Ich finde es daher unverantwortlich den Kohleausstieg weiter auf die lange Bank zu schieben.

Ich wünsche der 16 jährigen Greta aus Schweden, die jeden Freitag gegen den Klimawandel demonstriert, dass sie weltweit viele Nachahmer und Unterstützer findet. Ich unterstütze jedes Kind was auch bei uns auf die Strasse geht und demonstriert. Zeigt es denen, die nur auf das Geld und ihre Macht schauen und zeigt auch euren Mitschülern, dass das Thema wichtig ist, wichtiger als frisierte Roller. Dabei geht es nicht darum auch in Zukunft saubere Luft zu haben, sondern zu Essen, zu Trinken und gemäßigtes Wetter.