Wofür steht die Corona Krise im Hinblick auf die Klimakrise?

Gestern Abend war mir so langweilig, dass ich Teile von der Sendung Anne Will gesehen habe. Da haben sich mal wieder Prominente aus alle Bereichen über die Probleme der Coronakrise ausgetauscht und “tolle Ideen” präsentiert. Zum Beispiel wurde mal wieder über die Corona Warnapp hergezogen und auf die Entwickler geschimpft. Nun war leider keiner der Entwickler eingeladen. Und ich kenne auch keinen der Betroffenen, aber ich weiß, wie solche Projekte laufen. Da werden oftmals sehr gute Ideen unterdrückt und kaputt gemacht. Ich denke, dass dieses rudimentäre Kontakttagebuch nicht auf den Ideen von Entwicklern basiert. Es sind in diesem Fall sicher die Vorgaben der Politik gewesen, die das eigentlich gute Konzept zunichte gemacht haben. Woran ist die App, Stand heute, gescheitert?

  1. Die App wurde von den Politikern, die sie erst herbeigesehnt haben, kaputt geredet worden. Dazu gehört auch eine unglückliche Berichterstattung darüber. Auch in der Sendung wurde der baden-württembergische Ministerpräsident entsprechend zitiert, obwohl der keine Ahnung hat.
  2. Man wollte, im Gegensatz zu der chinesischen und südkoreanischen Version, den Nutzer schützen. Das ist eigentlich in der App hervorragend gelungen, leider an einer Stelle zu gut, auf die ich noch komme. Trotzdem ist das Mißtrauen gegenüber der App geblieben. Was sind die Gründe dafür? Erstens fehlt es inzwischen an Grundvertrauen dem Staat gegnüber und manch einer hat Angst, dass die Daten an Krankenkassen oder noch schlimmer, irgendwelche anderen Behörden, weitergegeben werden. Dieses Mißtrauen ist auch noch dadurch geschürt worden, dass Gästelisten in Restaurants von der Polizei einkassiert und kontrolliert wurden. Die Politik hat dieses Fehlverhalten nie konsequent verfolgt und bestraft.
  3. Wenn man in kurzer Zeit eine neue Software einführt, bei der auch noch diverse Unternehmen global zusammengearbeitet haben, rumpelt es am Anfang ein bisschen. Auch dieses, recht geringfügige Rumpeln, wurde in den Medien breit getreten und kritisiert. Liebe Leute, macht es doch mal besser. Aber beim Nutzer ist angekommen, die App wirkt gar nicht.
  4. Die Folge ist, dass bis heute die App nur 25Mio Mal installiert wurde und man weiß nicht, wie viel davon noch aktiv sind. Das ist insgesamt zu wenig, wo man eine Abdeckung von 60-70% benötigt.
  5. Man hat von den Laboren verlangt, dass sie eine Software kaufen, mit denen sie die Ergebnisse dem System bekannt geben können. Sorry, aber bei einem Budget von 20Mio € sollten drei Versionen (Windows, Mac, Linux) einer solchen App locker drin sein, bzw. noch einfacher ein Webinterface. Und die Labore hätten nichts bezahlen sollen.
  6. Durch das kleingeistige Fürstentumgehabe in Deutschland, kann man sich auf keine gemeinsame Software in den Gesundheitsämtern einigen. Es ist einfach nur traurig. Selbiges gilt im Übrigen auch für die Schulsoftware. Leute schaut einfach mal nach Dänemark, wo seit 15 Jahren digitaler Unterricht erfolgreich praktiziert wird.
    Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch diese fehlende Integration Testergebnisse nicht über die App gemeldet werden. Damit wird dem User sehr viel Verantwortung auferlegt und manch ein Nutzer ist dazu nicht in der Lage.
  7. Deshalb wird, Stand heute, die App in Positivfällen nur zu 10% genutzt. Das ist viel zu wenig.

Was wurde als “Verbesserung” in der Sendung präsentiert? Eine App von Smudo, bei der man sich aktiv per Code kontaktmäßig austauscht, um es nicht, wie in der Corona Warnapp manuell eintippen zu müssen. Die Idee ist ganz nett, aber total überflüssig. Hier also mein Verbesserungsvorschlag, der einfach, billig, schnell und extrem wirksam ist:

Das Verfahren der Rückmeldung wird um das Datum ergänzt. Wenn ich also die Meldung eines längeren Corona Kontakts hatte, soll mir das zugehörige Datum, nebst Kontaktdauer angezeigt werden. Das würde mir als Verbraucher helfen, die Situation im Nachhinein besser einschätzen zu können. Ergänzung: Aus Datenschutzgründen, darf der Zeitraum nicht angezeigt werden. Dies ist aber auch gar nicht notwendig, da die App ohnehin einen Zeitstempel für Pärchen haben müsste und sich daraus den betroffen Zeitpunkt ermitteln kann. War ich maskiert in der Bahn unterwegs, ist das Risiko geringer, als wenn ich auf einer Party war.

Vorschlag Teil Zwei: es gibt eine spezielle Businessapp. Dieses App wird von Geschäften, Restaurants, Friseuren, … genutzt. Der Unterschied besteht darin, dass diese nichtnatürlichen “Nutzer” ihre Daten, also Name des Betriebs, Ort, Typ, usw. mit angeben und sich örtlich nicht bewegen. Wenn also ein Nutzer sich als Corona positiv meldet, dann bekommt quasi auch das Geschäft eine anonyme Mitteilung darüber. Nun wird es interessant und es folgt der Grund für das Kontaktdatum. Die App des Geschäftes könnte nämlich automatisiert für den Kontaktzeitraum sich ebenfalls als positiv getestet melden und schon würden alle anderen Nutzer, die zu dieser Zeit in dem Geschäft waren, auch eine Meldung erhalten und könnten sich dementsprechend verhalten. Und anhand des Typs, kann man erkennen, ob die Friseure besonders kritisch sind oder die Geschäfte, unterschieden nach ihrer Größe, Busse, Bahnen, Schulen, …. Damit würde man eine extrem gute Datenbasis bekommen und das trotzdem noch vollständig anonym. Besser geht es nicht.

Was hat das alles mit Klimawandel zu tun? Zugegeben nicht viel, außer das man den den Virus ebensowenig sehen, schmecken, riechen und hören kann, wie den Klimawandel. Es zeigt aber, dass diejenigen, die Entscheidungen für uns treffen, erstens keine Ahnung haben, zweitens sich auf Aussagen von Lobbyisten verlassen und drittens erst dann auf die Masse hören, wenn sie laut geworden ist. Ich hoffe dementsprechend, dass bald die Masse der Klimaschützer wieder lauter wird und sich Gehör verschafft, denn unter den aktuellen Gegebenheiten bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den Folgen des Klimawandels zu leben.