Energetische Sanierung in der Stadt

Die heutige Politik möchte die Umstellung der Energieversorgung auf nachhaltig elektrische Energie vollziehen. Demgegenüber stehen Interessen von Stadtplanern und Denkmalschützern. Leider habe ich für deren aktuelles Denken kein Verständnis. Zwei Beispiele.

Aufhängung einer Solarzelle am Balkon in Frankfurt. Dieser Fall ging durch die Presse, wo es einem Anwohner nicht gestattet wurde eine Solarzelle an seinen Balkon zu hängen, weil dadurch die Optik des historischen Balkongitters gestört sein. Gleichzeitig war ein Haus weiter das historische Gitter durch ein schlichtes Edelstahlgitter ersetzt worden, was den Eindruck nicht besser gemacht hat.

Bestimmte alte oder historische Gebäude dürfen nicht verändert werden, wobei sich das nicht nur auf die Optik bezieht, sondern auch auf die zu verwendenden Materialien. Nun muss man sich fragen, welcher erhaltungswürdige Zustand ist der richtige? Große Burgen wurden früher nicht einfach aus dem Boden gestampft und waren fertig. Sie sind vielmehr über Generationen gewachsen und angepasst worden. Welcher Zeitpunkt ist also der Richtige? Der vor 500 Jahren, vor 400 Jahren, ???

Wir leben in einer Zeit der Erkenntnis, nämlich der Erkenntnis, dass wir so mit den Ressourcen der Erde nicht mehr weitermachen können. Diese Erkenntnis hat sich zwar noch nicht in allen Köpfen durchgesetzt, aber mit jeder Generation wird es besser. Ich halte noch einmal fest, früher wurden Gebäude an ihren aktuellen Zweck angepasst. Damit hat sich auch die Optik verändert. Warum darf das heute nicht mehr sein? Wir müssen Energie erzeugen und einsparen wo es nur geht. Wenn man alle Dächer mit Solarzellen bestücken würde, würden die Dächer eben blau und nicht mehr rot aussehen. Daran würde sich der Mensch, so bin ich mir sicher, innerhalb von wenigen Jahren gewöhnen und dann wäre nicht mehr das Dach mit, sondern das Dach ohne Solarzellen der Fremdkörper. Gerade in der Stadt ist es schwierig Energie zu erzeugen. Gleichzeitig gibt es aber viele Dachflächen. Also sollte man sie nutzen. Auf hohen Gebäuden mit Flachdach ließen sich ggf. auch kleine Windräder wirtschaftlich betreiben. Die Städter dürfen jedenfalls nicht verlangen, dass ihre Energie auf dem Land erzeugt wird, genauso wenig wie die Bayern den Windstrom aus Niedersachsen einfordern dürfen, weil ihnen die Windräder nicht passen. Es gehört auch dazu Energie möglichst da zu erzeugen wo sie gebraucht wird, um Transportverluste zu vermeiden.

Das größte Problem ist nun das Beheizen der Häuser. Alte Gebäude können energetisch nur schwer saniert werden. Das Aufbringen einer Dämmung ist schwierig bis unmöglich und teilweise auch gar nicht notwendig, weil Gebäude an Gebäude steht und die offene Fläche gar nicht so groß ist. Fenster können ersetzt werden und sparen ein bisschen Energie ein. Der schwierigste Punkt ist allerdings die Heizung. Öl-, aber auch Gasheizungen sollen weg. Da gibt es nur zwei Alternativen. Erstens die Nahwärme. Die kann einen sehr sinnvollen Beitrag liefern, wenn die entsprechende Wärme aus Biogasanlagen oder Müllverbrennungsanlagen abfällt. Vorteil dieser Lösung ist, dass der bauliche Aufwand in den Häusern klein ist und die Wohnungen mit den für Heizkörper üblichen Temperaturen betrieben werden können. Allerdings reicht deren Potential nicht für Alle aus und Nahrungsmittel zu vergasen ergibt für mich auch keinen Sinn. Die zweite Möglichkeit ist der Einsatz von Luftwärmepumpen. Diese haben zwei Nachteile. Erstens emittieren sie Geräusche und zweitens sind sie nur bis maximal 55°C Heizwassertemperatur sinnvoll einsetzbar. Allgemein muss man sagen, dass eine niedrige Heizwasser (Vorlauftemperatur) sinnvoll ist. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser an den Physikunterricht der Schule mit der Fragestellung was ist besser, die Milch gleich zum Tee gießen oder erst den Tee abkühlen lassen und dann die Milch dazu. Damit will ich sagen, dass höhere Temperaturunterschiede auch zu höheren Verlusten führen. Ich denke auch, dass die meisten Heizungsanlagen viel zu warm betrieben werden. Wenn ich für die wohlige Wärme den Heizkörper nur auf 2 von 5 zu stellen brauche und bei 5 in Badehose und Sonnencreme sitze, ist die Temperatur viel zu hoch.

Gleichzeitig ist es besser Wärme über große Flächen abzugeben. Deshalb sind Fußbodenheizungen auch das Optimum. Diese sind aber in Altbauten nicht vorhanden, bzw. eine diesbezügliche Sanierung kommt einem Neubau gleich. Dann kann man nur versuchen die Heizkörper durch neue Heizkörper zu ersetzen, die eine viel höhere Oberfläche besitzen. Das ist auch eine der billigsten Varianten.

Bleiben nur noch zwei Fragen offen: wie bekommt man den Vermieter dazu die Heizung zu optimieren, wo er selbst keinen Nutzen von hat und zweitens die Frage an die Stadtplaner und Denkmalschützer, was man eigentlich mit den Schornsteinen macht, die niemand mehr braucht. Sind die auch ein erhaltungswürdiges Detail? Ich meine nein. Man könnte sich auch auf einen Kompromiss einigen. Es gibt immerhin inzwischen auch Solardachpfannen, die optisch kaum auffallen. Es muss viel getan werden und einiges kann die große Politik bewirken, aber das Umdenken fängt bei jedem Einzelnen an und wir brauchen die Energiewende für unsere Nachkommen.