Der kleine Mann

In den letzten Wochen habe ich einige Diskussionen bzgl. Klimawandel und was kann „ich“ tun gehabt.

Folgende Argumente musste ich dann hören:

  1. Wenn ich etwas tue, hat das gar keine Auswirkung, selbst wenn das kleine Deutschland etwas tut.
  2. Sollen doch erst einmal die „Großen“ anfangen.
  3. Die Politik muss das regeln.

„Meine Maßnahmen haben gar keine Auswirkung!“

Natürlich ist die Auswirkung einer einzelnen Person gering. Beispiel: Deutschland produzierte 2017 die gewaltige Zahl von 905MioTonnen CO2. Ich selber habe durch meine Solaranlage knapp über 8 Tonnen CO2 eingespart. Diese sind reine Stromeinsparungen inkl. Heizung, aber ohne Berücksichtigung, dass das Heizöl eingespart wurde. An nicht verfeuertem Heizöl sind das fast 10 Tonnen CO2, die nicht produziert wurden. Dagegen muss man aber den Strommehrverbrauch rechnen, so dass die Bilanz zwar noch besser wird, aber ich kann nicht die vollen 10 Tonnen, sondern nur 14 Tonnen rechnen. Das sind 0,0000015%. Die 14 Tonnen CO2-Einsparung sind für 3 Personen.

Dazu kommen noch einige Tonnen durch das Fahren eines Elektroautos (siehe auch: https://www.tesla.com/de_DE/carbonimpact). An meinem persönlichen Wert arbeite ich noch und aktualisiere dann den Beitrag.

Nun muss man das hochrechnen, wenn wir alle etwas tun würden.

Ich rechne von den 84Mio Menschen in Deutschland schon einmal 10% ab, die bereits etwas getan haben. Dann komme ich grob für 76Mio Deutsche auf 354Mio Tonnen CO2 im Bereich . Das ist immerhin eine ganz ordentliche Zahl und fast 2/5 des Gesamtausstoßes. Das heißt, es hat eine Auswirkung, wenn der kleine Mann etwas tut. Er hat es vor allem für seine Folgegeneration zu tun. Man kann sich heute nicht mehr herausreden keine Information gehabt zu haben, wie man es unseren Eltern noch zugestehen muss. Natürlich ist das Potential nicht ganz so groß, da nicht alle dieselben Voraussetzungen wie ich haben, aber es zeigt anschaulich die Größenordnung des Potentials.

Der CO2 Ausstoß durch den Autoverkehr ist mit 170Mio Tonnen auch eine zu beachtende Größe. Der Individualverkehr macht davon ca. 60% aus, also 100Mio Tonnen. Die werden wir natürlich nicht so schnell vollständig wegbekommen, aber es zeigt das Potential.  Da kann sich jeder fragen, ob die Autofahrt jetzt wirklich mit dem eigenen Verbrenner notwendig ist und wenn ich der Meinung bin, ich brauche ein Auto, ob nicht ein Elektroauto möglich ist? (Sogar der ADAC sagt, dass Elektroautos günstiger sind, als Verbrenner).

„Was kann ich denn gegen die Großen tun?“

Natürlich kann der Einzelne die Großen nicht direkt zur CO2 Einsparung oder sonstigem Umweltschutz bewegen, aber es geht auch hier in der Masse, in dem ich einfach mein Konsumverhalten hinterfrage und ggf. Kampagnen von Umweltschutzorganisationen unterstütze. Auch reagieren Firmen sensibel auf entsprechende Anfragen der Konsumenten. Ich kann mich also ganz bewußt gegen den Konsum von bestimmten Gütern entscheiden und insgesamt den Konsum hinterfragen. Beispiel Zahnbürste: Brauche ich immer eine komplett neue Zahnbürste oder reicht es, eine mit Wechselkopf zu verwenden? Beispiel Apple: Vor einigen Jahren hatte Apple noch einen sehr schlechten Ruf bzgl. Umweltschutz. Durch entsprechende Pressemitteilungen wurden sie aber zum Umdenken bewegt und sind in ihrer Branche inzwischen eine Führungsgröße in dem Thema. Außerdem nehmen Unternehmen auch wahr, wenn die potentiellen Käufer für sich selber bereits etwas getan haben, dass wohl eine entsprechende Sensibilität zu dem Thema besteht.

Auch kann man auf viele Dinge mit geringen Einbußen verzichten. Muss es wirklich eine Kreuzfahrt auf einem großen Schiff sein? Früher ist man mit einem Bahnticket quer durch Europa gefahren. Das ging auch und war viel günstiger. Zugegeben ohne Pool. Oder muss ich wirklich mit dem Flieger in den Urlaub oder zum Termin fliegen. Natürlich macht Bahnfahren in Deutschland nicht so viel Spaß, aber es ist eine Alternative.

„Die Politik muss das regeln!“

Dem gebe ich umumwunden Recht, denn die meisten Menschen machen sich keine Gedanken zu dem Thema oder sie kennen nur die Sprüche der Lobbyisten oder von seltsamen Parteien (siehe Sprüche vom Anfang). Für mich ist der Klimawandel nicht mehr in Frage zu stellen. Es ist messbar, dass sich der CO2 Anteil der Luft in den letzten 150 Jahren verdoppelt hat. Also bitte nicht auf irgendwelche Parolen hören, dass der Klimawandel nicht bewiesen sei. Bewiesen ist er erst, wenn er da ist. Wann ist er da? Für mich jetzt schon, denn solche Wetterkapriolen hatten wir früher nicht in der Menge und nicht in der Größenordnung. Es handelt sich ja auch um einen schleichenden Prozess und nicht um die Katastrophe, wie sie in manchen Filmen dargestellt wird. Man kann den Klimawandel ansonsten auch an keiner echten Größe festmachen. Was ist der Referenzwert für was? Bei der Temperatur geht es noch einigermaßen, aber Anzahl Unwetter, Stärke der Unwetter? Hmm, das ist schwer zu fassen. Nur Jahrestemperaturen sind bekannt und meßbar und da haben wir meiner Ansicht nach schon einen deutlichen Hinweis. Aber der kleine Mann tut nichts, wenn er nicht zu seinem Glück gezwungen wird. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die Einführung der Gurtpflicht. Deshalb müssen die Einsichtigen etwas tun.

Wir können nur alle paar Jahre einen Einfluß auf die Politik nehmen. Auch der geneigte Protestwähler kann das tun. Es muss ja keine extreme Partei sein. Das wird noch ein paar Wahlen so weiter gehen, bis die Politiker kapieren, dass man mit Phrasen nichts erreicht, sondern nur mit vernünftigen Aktionen. Also überlegt Euch gut, was Ihr beim nächsten Mal wählt. Die Aussage ist aber, man kann etwas mit dem richtigen Kreuz tun.

„Was macht schon das kleine Deutschland aus?“

An dieser Stelle möchte ich mal den Verlauf des Klimawandels in Erinnerung rufen. Im Grunde genommen hat alles schon vor 2000 Jahren mit dem Schiffbau der Römer begonnen, aber der entscheidende Startpunkt war der Beginn der Industrialisierung. Wo hat die begonnen? Genau, in Europa und Amerika. Wir haben das noch in den 70er Jahren deutlich spüren können, mit Pseudokrupp und Waldsterben. Seit dem haben die „Umweltspinner“ sehr viel erreichen können und wir haben wieder einigermaßen saubere Flüsse und Luft. Die Wälder stehen nicht, weil es den sauren Regen nicht gegeben hat, sondern weil durch Protest ausgelöste Maßnahmen den sauren Regen reduziert, bzw. eliminiert haben. Wie schlecht die Luft heute noch ist, merken nur E-Autofahrer, die nach 2 Jahren von den Abgasen der Verbrenner völlig genervt sind und denen der Innengeruch eines Verbrennerfahrzeugs schlecht bekommt (durfte ich heute mal wieder erleben). Die anderen Nasen sind so an die schlechte Luft gewöhnt, dass sie es gar nicht mehr merken.

Wenn also das kleine Europa den Klimawandel verursacht hat, dann kann es auch etwas dagegen tun. Immerhin wird hier noch ein Großteil der Güter konsumiert. Außerdem hat unser Verhalten auch Einfluß auf das Ökosystem in anderen Ländern wie China. Also unser Verhalten hat einen großen Einfluss, wenn er auch nicht direkt sofort sichtbar wird, aber CO2 kennt auch keine Grenzen.

Hinweis an die Wirtschaft und Politik

Was mich seit geraumer Zeit anstinkt ist die Aussage, dass wir einen Fachkräftemangel haben und auf der anderen Seite Arbeitsplätze in der Kohleindustrie und Autoindustrie schützen müssen. Sorry, aber das ist Schwachsinn. Geht hin und werdet flexibel (hier sind hauptsächlich Arbeitgeber gemeint). Wenn sich jemand auf eine artfremde Stelle bewirbt, dann gebt ihm eine Chance und bildet ihn entsprechend aus. Wenn eine Stelle in einer Zukunftsbranche existiert und ihr in einer dem Untergang geweihten Branche arbeitet, dann bewerbt euch dort mit dem Hinweis, dass Ihr neugierig auf etwas Anderes seid und willens umzulernen. Der Mensch ist auch mit über 30, 40, 50 noch lernfähig und die meisten sind lernwillig. Wir benötigen noch einiges an Technik im Umweltbereich, zum Beispiel Power To Gas Anlagen, um Sommersonnenstrom für den Winter zu speichern und zu nutzen. Das sind Chancen auch international eine entsprechende Führungsrolle zu übernehmen. Es gibt ungelöste Probleme im Recycling von Windkraftanlagen und es wird eine Menge neue Arbeitsplätze im Bereich mobile Lösungen geben, nur eben keine mehr im Motorenbau.

Also, wenn ihr noch keine 50 seid, dann bewegt euch. Die über 50 jährigen können in ihrem alten Beruf sicher noch bis zur Rente durchhalten, aber nur, wenn sich insgesamt etwas tut. Die Autobranche kann sich jetzt umstellen und einen sanften Übergang hinbekommen oder sie kann untergehen. Dann sind sehr viele Arbeitsplätze betroffen.

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