Tag 12: Autopilotgrenzbereich und Armes Deutschland

Am letzten richtigen Reisetag bin ich bis nach Lübeck gefahren. Zu Beginn hat es stark geregnet. Ich bin mit Autopilot 115 gefahren. Dann kam die Pfütze mit Aquaplaning. In dem Moment hatte ich zufällig die Hände nicht richtig am Lenkrad. Somit hat die Pfütze die Vorderräder gelenkt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Glück hatte, dass die Räder erst nach links und dann nach rechts verdreht wurden oder ob der Autopilot gegengelenkt hat. Zumindest ist das Auto stabil geblieben. Ich musste nur anschließend das Lenken übernehmen, denn der Lenkassistent hat in / nach dem Moment die Steuerung abgegeben.

Je weiter ich Richtung Süden kam (ich habe die Fähre Rødby – Puttgarden genommen), wurde es immer wärmer und sonniger.

Die letzte Fähre der Reise nach Deutschland. Eine Fähre, die nicht wenden muss.

Kurz hinter der deutschen Grenze hörte dann erst einmal das Internet auf. Die ganze Fahrt über die entlegensten Hochebenen bis zum nördlichsten Punkt hatte ich keine Probleme. Zurück in Deutschland, war das direkt anders. Auch auf dem Parkplatz am Ratzeburger See hatte ich nur noch Edge beim Handy. Wie peinlich.

Lübeck ist auf jeden Fall eine sehr schöne Stadt, aber sehr teuer, zumindest wenn man Marzipan mag und endlich mal an Sorten rankommt, die man sonst nirgends findet.

Eine wirklich schöne Stadt.

Tag 11: Abschied von Norwegen

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang und einem ausgiebigen Frühstück bei Uschi und Mike, ging es zurück Richtung Heimat.

Sonnenaufgang, wenn man nicht bis 7:00 schläft.
Angestrahlter Rundemellen

Der Tag war ein reiner Fahrtag, dementsprechend gibt es hier nicht viel zu berichten. Den Schlafplatz am Sannäsfjorden habe ich über die App park4night gefunden. Die App ist wirklich sehr praktisch, wenn man abseits nächtigen möchte.

Zum Thema e-Mobilität noch eine Kleinigkeit. Während bei uns die Elektroautos ein E hinten angestellt im Kennzeichen haben können, fangen in Norwegen die Kennzeichen mit einem E an und zwar nur reine Elektroautos.

Tag 10: Wandern

Bis zum Jotunheimen Nationalpark hat es nicht gereicht. Stattdessen haben wir uns in Turrsjøen getroffen. Dazu muss man sagen, dass es den Ort zweimal gibt. Wir haben uns am nördlicheren getroffen.

Wasserfall auf dem Weg nach Torsjøen.

Der Weg dorthin führt über eine zu bezahlende Schotterpiste. Am Ziel angekommen bietet sich eintraumhafter Blick über einen See. Es gibt hier auch Häuser, aber das sind sicher nur Ferienhäuser, denn Bewohner sieht man keine.

Nach dem Mittagessen sind wir (Uschi, Mike und ich) einmal auf den Rundemellen gestiegen. Das hieß einmal links herum um den Berg.

Einmal rund um den Berg.

Der Wanderweg verlief teilweise in einem kleinen Bächlein. Das kann schon mal nasse Füße geben. Der Aufstieg zum Gipfel ist auf der Rückseite. Also einmal hoch, im Wind durchfrieren lassen und wieder runter. Es war sehr windig, bestimmt 50km/h. Erst am nächsten Morgen lies der Wind nach.

Nach unserer Wanderung und einer Dusche, saßen wir noch lange zusammen. Ich muss zugeben, so ein Wohnmobil hat was. Erstens bequem, zweitens warm, drittens WC und Dusche immer dabei und natürlich Platz ohne Ende. Vielen lieben Dank an Uschi und Mike, dass ich daran einen Tag teilhaben durfte.

Tag 9: Sturm und Regen

Die Nacht war sehr stürmisch. Der Wind hat am Auto gezerrt. Um 2:00 kamen dann die Jungs von der Straßenbehörde oder wie man das bezeichnen soll und rammte am Straßenrand die Markierungsstöcke für den Schnee in den Boden. Auch mein Parkplatz bekam ringsum die Stangen verpasst. Da war das mit dem Schlafen natürlich nicht so toll. Am Wochenende soll es dort schneien.

Die Fahrt war auch mehr oder weniger ereignislos und bekannt. Es folgte der Abschnitt mit der 100km Baustelle.

Mittagpause. Die ist nicht ganz ökologisch, weil ich mit Benzin koche, aber das Benzin ist schon viele Jahre alt und der Einsatzzweck ist Hitze erzeugen, was einer 100% Nutzung entspricht, also nicht ganz so schlimm. Leider habe ich mir bei der Abfahrt auf den Platz den Unterboden angeranzt.
Unterbodenblech verbogen. Das wird hoffentlich nicht so teuer werden.

Leider habe ich zu spät reagiert und die vier Kraniche am Wegesrand blieben nicht lang genug für ein Foto stehen und als der Adler kreiste, konnte ich nicht anhalten.

17km vor dem nächsten Charger habe ich mein Nachtlager aufgeschlagen. Hoffentlich regnet es morgen nicht, so dass ich mit Freunden eine Wanderung im Jotunheimen Nationalpark unternehmen kann. Das bringt dann hoffentlich meinen Blutdruck wieder in Ordnung, der durch das lange Sitzen ziemlich schlecht ist. Da hilft noch nicht einmal die Medizin. Ich werde morgen dann auch darauf verzichten. Ist völlig sinnlos oder ich müsste die ganze Packung zu mir nehmen.

Bezüglich Mobilität. In Norwegen gibt es nur zwei Sorten Sprit, 95 Oktan Benzin und Diesel. Die Preise sind annähernd ähnlich. Benzin kostet 1,70€, Diesel 1,60€. Traumhafte Preise für einen eMobilisten. Allerdings ist Strom auch recht teuer. Immerhin steht der Preis auf den Ladesäulen drauf. Es gibt aber auch Flatrates, zum Beispiel 50€ im Monat für ganz Skandinavien. So billig fährt man mit keinem Benziner.

Neben den großen Ladesäulen gibt es auch kleine für Wechselstrom.

Tag 8: In Sachen E-Mobilität

Nach einer Nacht im teuren Hotel, dafür aber leckerem Frühstück, ging es heute nicht so sehr weit. ( etwa 500km). Erstens erreicht man auf den Lofoten nur etwa 60km/h im Schnitt, so dass 200km über 3,5 Stunden brauchen und zweitens muss man auf Elche achten. Vor allem die jungen noch unerfahrenen Elche gehen auch schon mal auf die Straße.

Schöne Aussicht

Ein Teil der Strecke, von über 10km Länge, geht über das Meer. Anders gesagt mit der Fähre.

Panoramaansicht von der Fähre

Vor der Abfahrt wurde ich von einem Finnen angesprochen, der sich ausgiebig über die E-Mobilität informieren wollte. Natürlich habe ich ihm bereitwillig Auskunft gegeben. Gleichzeitig musste ich einsehen, dass ein Elektroauto in Finnland wohl noch nicht so praktisch ist, höchstens als Zweitwagen. Finnland hat sehr große Distanzen und ein schlecht ausgebautes Ladenetz. Deshalb funktioniert das nur in den Städten. Viele Finnen haben aber Bezug nach Lappland und das sind schon mal 1000km. In dem Fall muss ich zugeben, dass aktuell ein Hybrid noch das richtige Fahrzeug ist.

Ansonsten verlief die restliche Fahrt ereignislos und da ich die Strecke schon kannte, gibt es auch nicht viele Bilder von dem Tag. Immerhin konnte ich noch eine Info ergattern. Es reicht auch in Norwegen das Tagfahrlicht. Man muss also nicht auf das Fahrtlicht umstellen. Das Fahrzeug muss demnach auch nur vorne leuchten, wobei es mir früher bei meinem BMW besser gefallen hatte, dass auch beim Tagfahrlicht die Rückleuchten an sind. Warum man davon wieder weg ist, weiß ich nicht.

Übernachtet habe ich dann wieder in der Wildnis, etwa 30km vor dem nächsten Supercharger.

 

Tag 7: Wale

Nach einer sehr kurzen Nacht (habe blöd gestanden und bin auf meiner Isomatte dauernd gerutscht), bin ich nur 200 km an das Ostende der Lofoten, nach Andenes gefahren. Dem Ort an dem die Walsafaris starten. Bei der Tour des Anbieters neben dem Leuchtturm ist ein Besuch des Museums enthalten.

Das Boot

Hier also zur Erinnerung:
Wale sind Säugetiere, also lebend gebährend.. Das heißt, Säugetiere sind an Land entstanden! Aus einer Art Fuchs ist ein Tier entstanden, dass äußerlich von der Form her wie ein Krokodil aussieht, mit dem aber nichts gemein hat. Ein Krokodil stammt von den Dinos ab, ist eine Echse und hat eine Panzerhaut. Das hat nichts mit einem Säugetier zu tun. Dieses besagte Zwischentier machte den Schritt vom Land ins Wasser und entwickelte sich dann über die Jahrtausende zum Wal weiter.
Auch wenn der Wal nur noch von depperten Japanern gejagt wird, ist der Wal trotzdem vom Aussterben bedroht. Warum? Ein Wal frisst alles, auch schwimmende Elche oder ins Wasser gefallene Menschen. Natürlich hauptsächlich Fische und auch Vögel. Nun betrachten wir nur mal die Seevögel. 90% aller Seevögel haben einen mit Plastik gefüllten Magen. Dann kann man davon ausgehen, dass 100% aller Wale Plastik in sich haben. Aus einem gestrandeten Pottwal hat man etwa 10qm Plastikmüll entnommen. Und das ist ja nur das Plastik, welches mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Das Mikroplastik kommt noch oben drauf. Dieses befindet sich übrigens auch im Fisch. Wer isst den Fisch? Denkt mal drüber nach. Zumindest sorgen die Inhaltsstoffe des Plastik für Impotenz. Das ist der Grund, warum die Wale vom Aussterben bedroht sind. Man weiß übrigens nicht genau wie alt Wale werden. Man konnte nur mal anhand einer im Wal gefundenen Harpune feststellen, dass dieser Wal mindestens 160 Jahre alt gewesen ist, denn das ließ sich aus der Nummer der Harpune zurückverfolgen. Nun war der Wal damals sicher nicht neu geboren. Alter also unbekannt, aber sehr hoch.
Fazit, vor allem für die Raucher dieser Welt: Werft euren Müll gefälligst ordnungsgemäß weg. Auch Zigarettenkippen sind zu entsorgender Giftmüll und ich habe das Gefühl, dass es von der weggeworfenen Kippe ein kleinerer Schritt zur weggeworfenen McDonalds Tüte ist. Aber es gibt auch viele Nichtraucher, die Dinge einfach wegwerfen. Lasst es bleiben und vermeidet Plastiktüten. Aber auch ein Appell an die Industrie, überdenkt eure Verpackungen.

Zurück zur Waltour.
Wir legten um 14:00 ab. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt und der Sichtung einiger Rissos Delphine, sahen wir einige Pottwale. Vier davon steuerte das Boot an und ging längsseits. Es ist beeindruckend neben einem lebendigen U-Boot zu fahren. Der Pottwal zeichnet sich durch seine Asymmetrie aus. Er hat das Atemloch links und damit sieht der ganze Kopf irgendwie verschoben aus, als würde er auf der Seite schwimmen. Wenn man sich das Skelett vor Augen hält wird es noch erstaunlicher, denn so wahnsinnig groß sind die Knochen nicht, vor allem nicht die Rippen. Einen Schädel besitzt das Tier nicht. Es hat nur Ober- und Unterkiefer. Der Kopf besteht aus einer weichen Masse, die es ihm aber erlaubt 3000m tief zu tauchen. Ein fester Schädel würde zerbersten. Der Pottwal dümpelt schlafend vor sich hin und lässt sich treiben. Das regelmäßige Atmen ist gut zu sehen. Alle paar Minuten wacht die rechte Gehirnhälfte auf und er geht tauchen. Das ist der Moment in dem die Fluke sichtbar wird.

Der Wal dümpelt vor sich hin und atmet
Vorbereitung zum Tauchgang
Fluke aus dem Wasser
Fingerabdruck des Wals für einen 600m Tauchgang

Nach der tollen Waltour (habe über 200 Bilder gemacht) habe ich mein Auto von der sehr versteckten Ladestation abgeholt und habe mir ein Hotel besucht. Die kurzen Nächten fordern ihren Tribut. Ich hatte Glück das Sonntag war, denn so musste ich weder für das Laden noch das Parken bezahlen. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass die Ladestation zum Hafenbetrieb gehört, aber es gibt keine andere.

Im Hinterhof des gelben Haus ist die Ladesäule versteckt

Insgesamt ein erfolgreicher Tag, aber jetzt muss ich erst einmal ins Bett.

P.S. In Sachen Blog. Ich habe bei den Elchen Bilder ergänzt. Also ruhig mal die alten Einträge prüfen.

Tag 6: Nebel

Da wo in der Nacht noch beste Sicht war, hing dichter Nebel. Weil der Weg weitgehend im Tal um die Fjorde führte, änderte sich daran auch die nächsten 150km nicht. Als es dann etwas höher ging, wurde es besser. Ein paar schöne Aufnahmen sind trotzdem entstanden. Im Gegensatz zum Hinweg war die Fahrt heute am Samstag viel angenehmer, denn es waren kaum Autos unterwegs, vor allem keine Lastwagen. Dafür hatte aber auch kein Kaffee offen. Ich habe bis Mittags gebraucht, bis ich meinen Kaffee hatte.

In der Nacht war noch beste Sicht
Nebel kann auch schön sein
Wie immer tolle Landschafr

Nun ging das Abenteuer weiter. Ich wollte ja die Lofoten. Also habe ich mir den Destinationcharger in Svovær gesucht und angerufen. Leider gab es kein Zimmer mehr, aber die Person am anderen Ende wollte einen Ladeplatz freihalten. Es war ein großer Fehler, denn eigentlich wollte ich ja zur Walsafari. Die startet aber in Andenes. Also ganz andere Ecke. Ich hätte dort zuerst hinfahren sollen. Das wäre von der Richtung besser gewesen. Nun mache ich es umgekehrt. In Andenes muss ich ohnehin am öffentlichen Charger laden. In Svoyær angekommen musste ich feststellen, dass die Charger durch Verbrenner blockiert waren. Glück im Unglück, ein paar Meter weiter gibt es zwei öffentliche Ladestellen und die funktionieren einfach. Svoyær ist allerdings nicht schön und ziemlich heruntergekommen. Da auch die Hotelalternativen alle ausgebucht waren, hieß es aufladen und ein Stück außerhalb ein schönes Plätzchen suchen.

Was sonst noch so auffällt, die Häuser sind alle einfach aus Holz gebaut und die Fenster einfach. Nichts von wegen KW50 Haus, eher KW200. Und die werden mit Heizlüftern beheizt. Ich kann es gar nicht fassen. Ich hatte gestern noch die Servicekraft danach gefragt, was die Norweger in der Nordkapregion eigentlich so arbeiten. Die erste Antwort war nichts, die zweite war Fischen und Rentierhüten. Ok, es war eine Finnin, die das sagte. Aber viel bleibt nicht übrig, Busfahrer, Arzt oder Bauarbeiter? So sehr viel arbeiten auch nicht in der Tourismusbranche. Sie machte mich auch darauf aufmerksam, dass viele der Häuser gar keinen Zugangsweg haben. Das würde bedeuten, dass sie hauptsächlich im Winter genutzt werden.

Auf dem Weg zu den Lofoten habe ich mir noch zwei Ansichtshinweise angesehen. Der erste war die berühmte Gorsabrua (Brua = Brücke). Allerdings hätte ich 4km über Schotterpiste mit riesigen Schlaglöchern fahren müssen. Das wollte ich dem Auto nicht antun. Die Bilder im Netz sind aber beeindruckend, wie die Landschaft auch. Für diejenigen, die offroadsichere Autos haben sicher einen Besuch wert, auch wenn man nicht herunterspringen will. Der zweite Tip ist das Polar Arctic Wildlife Center. Ein Tierpark mit Bären, Wölfen und sonstigen frei herumlaufendem Getier. Ist etwas für eher kleinere Kinder.

Krönender Abschluss des Tages waren die Nordlichter. Die Sicht war perfekt. Allerdings habe ich nur schwache Nordlichter gesehen. Wie ich später erfahren sollte, in Stärke 2. Das bedeutet, man sieht mit dem Auge eine leichte Schleierwolke, die kaum als Nordlicht zu erkennen ist. Erst die Fotoaufnahme offenbart, dass es sich um ein Nordlicht handelt. Zuerst habe ich die Aufnahmen mit Blende 2.8, 30 Sekunden Belichtung und ISO 100 gemacht. Dann erscheint zunächst das Nordlicht in grün. Anschließend habe ich ISO 1600 gewählt, was weitere Details und das rote Licht sichtbar gemacht hat.

Das Nordlicht zeigt die Bergkannte
Es geht auch größer

Tag 5: Ziel erreicht

Nach einer kurzen Nacht, bin ich um kurz nach 4 zum Nordkap aufgebrochen. Etwa 30km später kam ich an einen gesperrten Tunnel. Was tun? Es war niemand zu sehen, es gab keine Alternative und es sah so aus, als wenn Gegenverkehr möglich sei. Außerdem war eine Ampel angekündigt, aber die gab es gar nicht. Also morgens um 4:30. Außer mir war bislang niemand unterwegs und wer arbeitet schon um die Zeit. Also um die Sperre rumgefahren und durch den Tunnel gestochen. 5km nichts zu sehen. Erst am Ende stand ein Trupp Bauarbeiter und schüttelte den Kopf. Ich habe dann den scheinbaren Chef gefragt, wie das denn so läuft. Er mir also erst einmal den Kopf gewaschen, dass ich gefälligst rote Blinklichter (für mich waren sie gelb und erst recht war es keine Ampel) zu respektieren habe. Ich gelobte Besserung und durfte passieren. Ansonsten hätte ich Stunden warten müssen, denn sie haben nur alle zwei Stunden Fahrzeuge passieren lassen. Fazit: alles richtig gemacht.
Weiter ging es im Eiltempo die Küste entlang. Außer ein paar Rentieren war nichts unterwegs. Apropos Rentier. Die haben eine echt gemütliche Art drauf. Stehen auf der Straße rum und glotzen einen aus großen Augen an. Dann traben sie langsam zur Seite oder man hupt, aber wenn ein Rentier läuft, ist das kein ästhetischer Anblick. Ein Fuchs am Wegesrand hat sich das abgeschaut und ging am Straßenrand einfach seinen Geschäften nach. Du kannst mit 100 an einem Rentier vorbeifahren, das interessiert es nicht.

Am Ziel
Nordkappanorama

Vor mir ging die Sonne in einem roten Streifen auf und ich hoffte davon noch etwas am Nordkap zu sehen. Leider erfüllte sich das nicht, denn als ich oben mit 51% Restkapazität ankam, waren überall dichte Wolken. Es heißt zwar, dass wenn einem das Wetter nicht passt, man 5 Minuten warten soll, dann ist es besser, aber nicht heute. Ich war fast alleine dort oben. Die Shops haben um diese Jahreszeit nur von 11:00 bis 15:00 auf. Dafür ist das Parken auch kostenlos, weil schlichtweg kein Personal da ist. Also bin ich zur Kugel gegangen und habe meine Bilder gemacht.

Es gibt auch ein weiteres Denkmal.

Als ich meine Finger nicht mehr spüren konnte, bin ich zurückgefahren. Es war etwas mehr los. Auf den 130km habe ich wohl 5 Autos gezählt. Die (zu) hohe Geschwindigkeit hat ihren Tribut gefordert. Ich bin mit 14% zurückgekommen und musste 8 Stunden laden, um den nächsten Supercharger erreichen zu können. Dafür war der Tunnel inzwischen wieder frei, obwohl auch da gelbe Lichter blinkten, aber das hieß nur, man solle vorsichtig fahren.

Frühstück im Olderfjord Hotel. Recht übersichtlich.

Am Nachmittag klarte das Wetter auf, aber ich habe mich nicht geärgert. Immerhin war es trocken und man konnte über das Meer schauen. Das ist mehr, als viele andere zu sehen bekommen.

Spaziergang in Olderfjord. Olderfjord ist wohl der Bach, der hier in den Fjord läuft.

Nach einem eher langweiligen Tag, bin ich gegen 16:30 wieder aufgebrochen. Das Auto startete mit 14% Restreichweite bei Ankunft. Durch vorschriftsmäßiges Fahren konnte ich den Wert zwischenzeitlich auf 24% hochschrauben. Etwa 50km vor dem Charger hielt ich zum Übernachten. Ein perfekter Platz mit Blick Richtung Norden über den Kvaenangen Fjord. Eine sternklare Nacht. Ideal zur Beobachtung von Nordlichtern. Leider taten sie mir nicht den Gefallen. Außer ein paar Satelliten und den Sternen war nichts zu sehen. Ich habe zwar ein paar schöne Nachtaufnahmen machen können, aber eben ohne Nordlichter. Vielleicht ergibt sich auf den Lofoten noch eine Gelegenheit.

Warten auf das Nordlicht

Tag 4: Letzte Station vor dem Ziel

Der Tag fing wieder früh an: 5:30 Aufbruch. Bis zum letzten Supercharger sind es da. 250km und für die alleine brauchte ich 3,5 Stunden. Hier gab es erst einmal einen Kaffee und ein belegtes Baguette. Schön ist in Norwegen, dass viele WCs großzügige Einzelkabinen sind, so dass man sich gemütlich insgesamt frisch machen kann.

Die E6 ist, abgesehen von den vielen Baustellen, sicher eine der schönsten Straßen Europas überhaupt. Entweder es geht an der Küste der Fjorde lang oder durch herrliche Gebirgslandschaften, wobei die gar nicht wirklich hoch sind. Aber durch die besondere Vegetation wirkt es wie im Hochgebirge. Das die Vegetation so aussieht, liegt sicher an den kühlen Temperaturen.

So sehen die Hochplateaus in Norwegen aus

Vom letzten Supercharger bis zum Hotel in Olderfjord sind es noch einmal ca. 280km. Das wird für meinen kleinen Akku etwas knapp, denn es ist mit ungefähr 10 Grad Celsius nicht besonders warm. Wenn man fast auf 100% lädt und trotzdem nur mit 13% ankommt, sollte man möglichst nicht mehr zwischendurch übernachten müssen, denn eine Nacht bei den Temperaturen kostet ca. 10km ohne Heizung. Die kostet am Morgen dann auch noch mal. Naja, auf dem Weg gab es einige Toilettenhäuschen mit außen geführter Stromversorgung. Da es sich um einen ganz normalen Schukostecker handeln wird, so wie das aussah, sollten man da notfalls ein paar km nachladen können.

Das blöde an der Fahrt war, dass die Landschaft so toll aussieht, dass ich am liebsten alle 200m ein Bild gemacht hätte. Das geht natürlich nicht. Da wäre ich nie angekommen. Außerdem waren die guten Anhaltestellen grundsätzlich auf der anderen Straßenseite.

Im September steht die Sonne so flach, dass man viele Stimmungsbilder machen kann.

Dann fährt man eine weite Strecke über Land. Man wähnt sich auf mindestens 1500m Höhe, es sind aber nur 200 – 300m. Hier gibt es außer Mose, Flechten und Wollgras nicht viel. Also, wovon leben die vielen Menschen? Alle paar Meter (so zwischen 50 und 500) steht ein Haus. Man kann bestimmt ein paar Kronen mit Touristen verdienen, aber sicher nicht sooo viel. Auch die Anzahl an Rentieren erklärt das nicht. Ich kann es mir nicht erklären. Nachgefragt habe ich allerdings auch nicht.

Apropos Tiere. Ich weiß es nicht genau, aber ich habe heute einen Adler gesehen und es könnte meine erste Adlersichtung in freier Wildbahn gewesen sein. Bei uns sind die ja eher selten anzutreffen.

Nach 13 Stunden Fahrt bin ich endlich am Hotel angekommen. Gleich mal den Stecker reingesteckt. Bei 35 km/h Ladegeschwindigkeit dauert das. Über die Nacht ist das kein Problem, aber am nächsten Tag, denn da heißt es einmal Nordkap und zurück. Da ist der Akku wieder leer und ich muss 8 Stunden warten, bis es weitergeht.
Das Hotel selbst, naja. Ist eher eine bessere Jugendherberge. Die Zimmer klein und einfach gehalten, die Betten sehr schmal und Abendessen gab es auf Grund des bereits erfolgten Saisonendes auch nicht mehr. Immerhin kann man eine kleine Küche benutzen, was ich auch sogleich getan hatte. Außerdem ist das Haus extrem hellhörig und das Strom nichts kostet, kann man daran sehen, dass mit Strom geheizt wird. Alles für 82,26€.

Das letzte Hotel mit Destinationcharger. Das heißt nicht, dass man auch später noch hätte laden können. Das ist für mich nur die bequemste Variante gewesen.
Unter einem Hotelzimmer stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor.

Zum Schlafen habe ich mir zwei Wecker gestellt. Den ersten auf 23:00, um ggf. Nordlichter zu sehen, den zweiten auf 4:30, um früh vom Nordkap zurück zu sein und das Frühstück genießen zu können. Das mit den Nordlichtern hat leider nicht geklappt. Es war bewölkt. Vielleicht nächste Nacht.

Tag 3: E6 eine einzige Baustelle

Das Nordkap heute zu erreichen war chancenlos. Ich hatte bestimmt 100km Baustelle. Für 700km habe ich über 15 Stunden gebraucht.
Jetzt bleibt noch ein Supercharger bis zum Ziel.
Die Fahrt war recht zäh, da nicht nur Baustellen waren, sondern auch viele scharfe Kurven und wellige Straßen. Damit funktionierte der Autopilot nicht dauerhaft genug. Dafür war die Landschaft sehr reizvoll. Ich habe viel Zeit auch mit Fotografieren verbracht, denn das Wetter ist super und ich denke, die Bilder werden es auch sein. Elche gab es heute keine zu sehen, dafür Rentiere, vermutlich Mauswiesel, oder Mäuse und evtl. noch ein Lemming, aber der war sehr schnell und es war dunkel.
Als Ablenkung habe ich durchweg Comedy auf Spotify gehört. Nur in zwei abgelegenen Tunneln kam es kurzzeitig zu Unterbrechungen. Die Funkverbindungen sind einfach super hier.

Das nenne ich mal Baustelle. 100km wird wirklich etwas getan und das ist in Norwegen nicht einfach.
Das Gestein muss zerkleinert werden.

Auf der Tour konnte ich noch einem Model X Fahrer helfen, der Probleme mit seinem Chargeport hat. Das Laden funktionierte bei ihm nicht. Auch mehrere Versuche erst an einer normalen Steckdose zu laden und dann am Supercharger, haben nicht geholfen. Im Gegenteil. Durch seine Versuche hat er mein Laden unterbrochen, als er es an meiner B-Säule versucht hat. Erst als ich fertig war und er zum nächsten Versuch wieder kam, konnte er anschließend an meiner Säule laden. So hat er seine Fähre doch noch bekommen.

Als ich auf meine Fähre gewartet habe, habe ich drei junge Menschen aus Deutschland kennengelernt, die meinten, es ist eine gute Zeit für Nordlichter. Mal schauen. Heute wird es nichts mehr, denn ich stehe mitten im Ort. Da sieht man gar nichts; doch, ein paar Sterne direkt über mir.

Die Fahrt dauert deutlich länger als gedacht. Für 200km braucht man 3-3,5 Stunden. Da schaffe ich natürlich keine 1000km am Tag. Morgen fahre ich erst zum nördlichsten Charger und dann suche ich mir ein Hotel. Eine Dusche wäre auch nicht schlecht.

Beim Fahren ist jetzt zu beachten, dass die Temperaturen niedrig sind. Da ist der Verbrauch etwas höher. Die Betonung liegt auf etwas, was meine These, dass der viele Mehrverbrauch im Winter durch die Winterreifen entsteht nur bestätigt. Was auch bedeutet, dass ich mit Winterreifen deutlich länger hätte laden müssen.

Kitschig schöne Landschaften